Aufgabe 3B – Lesen

Schadensbild: Tintenfraß

Eisengallustinte ist ein historisches Schreibmittel. Sie wurde seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. hergestellt und bis in die 1960er Jahre verwendet. Die Herstellung erfolgt aus Eisenvitriol, Galläpfeln, Wasser und Gummi arabicum. Beim Auftragen ist die Tinte noch sehr hell. Zusammen mit dem Luftsauerstoff bildet sie dann jedoch eine braune bis schwarze Färbung auf dem Papier. Die wasserfeste Tinte gilt als dokumentenecht und wurde deshalb auch lange für Urkunden und Verträge verwendet.
Die Problematik dieser Tinte liegt schon in der Herstellung begründet. Oftmals waren diese Tinten chemisch nicht ausgewogen. Überschüssiges Eisen(II)-Sulfat verändert sich im Zuge der Alterung und korrodiert unter dem Einfluss von Sauerstoff, Feuchtigkeit und Luftschadstoffen zu Eisenoxid. Einfach gesagt: Die Tinte fängt an zu rosten. Bei diesem Prozess wird Schwefelsäure freigesetzt und die Tinte schädigt das Papier oder das Pergament, auf das sie aufgetragen wurde.

Schadensverlauf

Tintenfraß wird in drei verschiedene Schweregrade eingeteilt.
Im ersten Stadium ist der Rand um die Tinte herum ein wenig verschwommen. Der Tintenfraß ist für einen Laien schwer erkennbar.
Im zweiten Stadium schlägt die Tinte auf die Blattrückseite durch.
Im dritten Stadium bekommt das Papier dann im Bereich der Tinte feine Haarrisse. Im schlimmsten Fall brechen die beschriebenen Bereiche aus dem Papierverbund aus. Substanz- und Informationsverluste sind die Folge.

Schadensbehebung

Tintenfraß kann nur durch einen Papierrestaurator behandelt werden. Es gibt wässrige und nichtwässrige Verfahren, die sehr aufwändig sind. Die Behandlung mit Calciumphytat, Übervliesen oder Anfasern sind als Verfahren für die Stabilisierung geschädigter Papiere geeignet, bedeuten allerdings auch immer einen Eingriff in die Originalsubstanz.

Schadensprävention

Papiere, die Tintenfraß aufweisen, sind im Schriftbereich sehr fragil. Bewegungen des Blattes müssen auf ein Minimum reduziert werden, damit die Schrift nicht aus dem Papierverbund ausbricht. Sind nur einige Blätter innerhalb einer Akte betroffen, und ist der Tintenfraß noch nicht sehr weit fortgeschritten, sollten diese Papiere separiert werden. Sind die Blätter geheftet, können dünne säurefreie Barrierepapiere mit alkalischer Reserve eingelegt werden. Tintenfraßgeschädigte Papiere sollten für die Benutzung gesperrt und digitalisiert werden.
Von großer Wichtigkeit ist bei Tintenfraß das Klima. Klimaschwankungen und eine erhöhte Luftfeuchtigkeit führen zu einer Beschleunigung der Abbauprozesse im Papier. Tintenfraßgeschädigte Dokumente müssen zwingend in einer geeigneten Mappe oder einer Archivbox gelagert werden.

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