Aufgabe 2A – Lesen
Schadensbild: Säureschäden
Ein ernsthaftes Problem zeitgenössischer Dokumente sind die zumeist säurehaltigen Papiere. Im Gegensatz zu den haltbaren, auf Textilbasis erzeugten Hadernpapieren, die hunderte von Jahren fast unbeschadet überstanden haben, weisen moderne Blätter eine hohe Brüchigkeit und starke Vergilbungen auf. Papier altert stetig. Bei säurehaltigen Papieren sind diese Abbauprozesse jedoch stark beschleunigt. Die Gründe für dieses Phänomen sind zum einen in der Industrialisierung der Papierherstellung zu finden. Durch die stetig wachsende Zahl der Publikationen Mitte des 19. Jahrhunderts stieg auch der Papierbedarf sprunghaft an. Daher mussten Technologien entwickelt werden, um eine höhere Rohstoffausbeute sowie eine schnellere Herstellung des Papiers zu erreichen. Der Faserrohstoff bestand ab etwa 1850 nicht mehr aus Flachs und Baumwolle, sondern aus Holzschliff. Zum anderen wurde mit der sauren Harz-Alaun-Leimung ein weiterer Schadensfaktor ins Papier eingebracht, so dass es bereits bei der Herstellung einen sauren pH-Wert aufwies. Durch den hohen Säuregehalt wird das Papier brüchig und kann zerbröseln. Bis in die 1980er Jahre sind deshalb besonders schlechte Papierqualitäten zu finden.
Erkennungsmerkmale
Säureschäden erkennt man am Geruch und an einer cremig-gelben bis brauen Verfärbung, die vor allem an den Rändern des Papiers deutlich sichtbar werden. Mit Hilfe eines pH-Stiftes kann anhand einer Farbreaktion ermittelt werden, ob sich der pH-Wert des Papiers im sauren (gelber Farbton) oder alkalischen (lila Farbton) Bereich befindet.
Schadensbehebung
Eine Möglichkeit, saure Papiere zu behandeln, ist die Massenentsäuerung. Es gibt verschiedene Verfahren. Generell neutralisieren alle Verfahren die Säuren im Papier und bringen eine alkalische Reserve ein. Auf der pH-Wert Skala ist ein Wert von 7 im neutralen Bereich. Je niedriger der Wert (7-0), desto saurer das Papier, je höher (7-14), desto alkalischer bzw. basischer ist es. Die Abbauprozesse verlangsamen sich, da zunächst die alkalische Reserve im Zuge einer erneuten Versäuerung abgebaut wird. Bereits bestehende Säureschäden werden mit einer Massenentsäuerung allerdings nicht behoben. Ein bereits brüchiges Blatt bleibt brüchig und muss mit großer Sorgfalt behandelt werden. Restaurierungs- und Stabilisierungsmaßnahmen sowie die Neutralisierung saurer Papiere an Objekten, die nicht für eine Massenentsäuerung geeignet sind, werden von Papierrestauratoren durchgeführt.
Präventionsmaßnahmen
Das Umfeld, in dem das Papier aufbewahrt wird, spielt eine wichtige Rolle. Lagerungsbedingungen, wie ein schwankungsarmes Klima mit einer Temperatur von 15 bis 18°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50%, sowie ein Magazinraum mit möglichst wenigen Luftschadstoffen verlangsamen die Versäuerung im Zuge der Alterung. Saures Papier muss lichtgeschützt aufbewahrt werden, und zwar in einer Verpackung aus säurefreien, alterungsbeständigen Materialien, die mit einer alkalischen Reserve ausgestattet sind.
Weitere Informationen
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