III.6B – Vertiefung: Bergungsprioritäten

Grundsätzlich sind alle Objekte, die als archivwürdig erklärt wurden, aus archivfachlicher Sicht gleichwertig. Ein Objekt aus dem Mittelalter hat somit den gleichen Wert wie eine Personalakte aus einer Massenregistratur des 20. Jahrhunderts. Aus bestandserhalterischer und materialwissenschaftlicher Sicht werden allerdings Unterschiede gemacht, wenn es um Verpackung (z. B. spezielle DIN ISO Normen), Lagerung (z. B. Kaltmagazin), konservatorische oder restauratorische Maßnahmen geht.
Sprechen Sie im Zuge der Erstellung eines Notfallplans in Ihrem Archiv mit vorgesetzten Personen und Kolleg*innen und überlegen Sie, ob Bergungsprioritäten festgelegt werden sollen. Gerade bei der Bewältigung eines großen Schadensfalls kann eine Priorisierung wichtig sein. Besonders relevante aber auch empfindliche Objekte müssen schnell geborgen werden. Fotografische Materialien oder Pergament sind sehr empfindlich. Reine Papierobjekte können meist auch noch nach Tagen gut gerettet werden.

Findmittel, Zettelkataloge oder wissenschaftliche Nachschlagewerke können für die Identifizierung und Ordnung der Archivalien eine große Rolle spielen. Beziehen Sie auch diese in Ihre Überlegungen mit ein.

Die folgende Tabelle dient als Orientierungshilfe, Objekte einer Bergungspriorität zuzuordnen. Der Fokus liegt auf der Materialität.
Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und kann sicherlich diskutiert werden.

PrioritätMaterialität
1Metall- und Glasträger: Fotos
Papier- oder Kunststoffträger: Fotos, fotografische Kopierverfahren, Fotoalben, AV-Medien
2Pergament: Handschriften, Einzelblätter/Urkunden
Siegel: ggf. in Holzkapseln
3Papiere mit wasserlöslichen Tinten/Farbstoffen,
Transparentpapiere, Einzelblätter, (sehr) dünne Papiere, Kunstdruckpapiere
4Hadernpapier, Holzschliffpapier: Akten, Bücher, Hefte etc.
Abb. 108: Bergungsprioritäten I

Tipp: Erstellen Sie eine Tabelle, in der Sie die Bergungsprioritäten für Ihre Bestände festlegen. Sicherlich ist es sinnvoll, die Materialität mit den archivfachlichen Aspekten zu kombinieren.